In der Schweiz wurden allein im 20. Jahrhundert mehrere Hunderttausend Kinder und Jugendliche sogenannt fremdplatziert, d.h., sie durften nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen, sondern sind in Heimen oder Pflegefamilien untergebracht worden.

In dem Citizen-Science-Projekt «Was war bekannt?» hat ein Forscher:innenteam der Universität Zürich und der Fachhochschule Graubünden durch Zeitungsanalysen gemeinsam mit interessierten Bürger:innen herausgefunden, was die Öffentlichkeit über die Lebensverhältnisse der fremdplatzierten Minderjährigen wissen konnte. Recherchiert und analysiert wurden Artikel, die in der Neuen Zürcher Zeitung und der Berner Tageszeitung «Der Bund» in vier Untersuchungszeiträumen (1923–1928, 1937–1944, 1968–1972, 1974–1981) veröffentlicht worden sind.

Auf der Projektwebsite und in einem Magazin sind die zentralen Ergebnisse der Studie zusammenfassend dargestellt. Die Studienergebnisse sind systematisiert nach Beiträgen, die sich mit dem Thema «Fremdplatzierung» in allgemeiner oder übergreifender Weise beschäftigen, Artikel, die sich der Heimunterbringung widmen, sowie Analysen, die sich mit den fremdplatzierten Kindern und Jugendlichen in Pflegefamilien auseinandersetzen. Die Beiträge wurden mehrheitlich von den Citizen Scientists eigenständig verfasst. Die gesammelten Erfahrungen beim gemeinsamen Forschen sind ebenfalls auf der Projektwebsite dokumentiert.

 

 

 

 

 

Publiziert in Aktuelle Projekte
(C) Andre Wunstorf
Donnerstag, 02 Mai 2019

Categories to come

Worum geht es in dem Projekt konkret?

So Vieles dreht sich um das Eine - und doch fehlen uns manchmal die Worte. Wie sprechen wir mit wem über unsere Körper, unsere Vorlieben, Handlungen und Bedürfnisse, wenn es um Sex und sexuelle Befriedigung geht? Jede*r ist nicht nur dazu eingeladen die eigene Sexualität in Worte zu fassen, sondern auch neue Worte und Fantasien zu schaffen. Ziel des Projektes ist es, eine Plattform und Ressourcen zu schaffen, die bisher unbenannte Themengebiete der Sexualität im interdisziplinären Kontext besprech- und erforschbar machen.  

Wie können die Bürger*innen mitforschen?

Bürger*innen gestalten aktiv das künftige sexualsprachliche Vokabular mit und geben der Forschung wichtige Impulse. Bürger*innen können eigene Begriffe & Beschreibungen für intime Handlungen & eigenes sexuelles Verlangen aufschreiben. Außerdem können sie Stellen aus Liedern, Büchern oder Filmen, die sexuell erregend sind, sammeln und benennen. Sie können Filme & Fotos und andere kulturelle Werke anschauen und be­schreiben, was dort zu sehen ist und diese verschlagworten. Sie können Bücher & Texte lesen und Stellen mit sexuellen Handlungen herausfiltern & sie verschlagworten

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die Ergebnisse bilden eine Ressource, um bisher unbenannte Themengebiete der Sexualität abzubilden. Diese Datensammlung wird öffentlich bereitgestellt und kann für linguistische, sozial- und sexualwissenschaftliche, gender-, medien- oder literaturbezogene Forschungsfragen sowie zur Kunstproduktion herangezogen werden.

Wozu trägt die Forschung bei?

Categories to Come hilft dabei eine neue Ressource für die Erforschung von Sexualität in verschiedenen Disziplinen aufzubauen. Dies basierend auf zwei Annahmen, nämlich dass 1) das bestehende sexualsprachliche Vokabular nur in Teilen erfasst ist und 2) durch die gesellschaftliche Visualität und der im Erfahrungsraum angesiedelten Sexualität (und somit häufig fehlenden Sprachlichkeit), viele Handlungen und Fantasien noch nicht dem Versuch unterzogen wurden, sie in Worte zu fassen. Künstlerische Forschung verbindet künstlerisches und wissenschaftliches Erkenntnisinteresse miteinander. Anders als bei rein wissenschaftlicher Forschung erlaubt es das künstlerische Element auch kreativ zu werden und neue Worte zu schöpfen. So trägt Categories to Come dazu bei, die Forschung in Bezug auf Sexualsprache und sexuelles Verlangen vielfältiger zu machen. An diesem Projekt wird deutlich, was der künstlerische Anteil in einem Forschungszusammenhang sein kann, wie er eine andere Art von Wissen produziert als rein wissenschaftliche Forschung und wie dies im interdisziplinären Kontext einen Beitrag liefern kann. Dadurch, dass die Ergebnisse öffentlich zugänglich sind, können Bürger*innen selbst die Datenbank nutzen und neue Arten und Begriffe finden, um über Sexualität zu sprechen. Hierdurch wird einer Tabuisierung entgegengewirkt und eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität befördert.

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