Rekrutierung der Citizen Scientists: Kommunikationsstrategien und Herausforderungen
Die Akquise von Citizen Scientists stellte sich als ressourcenintensive Aufgabe heraus. Um möglichst viele und heterogene Personen mit unterschiedlichem Mediennutzungsverhalten zu erreichen, wurde vom 3. Februar bis zum 3. März 2023 eine breit angelegte Kommunikationskampagne durchgeführt. Das gesamte Kampagnenmaterial wurde durch drei ansprechende Illustrationen von Aline Hafen visuell aufgewertet (siehe unten). Die abgebildeten Figuren wurden bewusst ohne menschliche Züge gestaltet, um geschlechtliche Zuschreibungen zu vermeiden. Jede Illustration verfolgte eine spezifische kommunikative Zielsetzung:
1. Sensibilisierung für die Problematik visueller Hassrede im digitalen Raum
2. Motivation zur Teilnahme am Projekt
3. Ausdruck des Dankes an die Teilnehmenden
Im Rahmen der Kampagne kamen verschiedene Kommunikationsinstrumente zum Einsatz:
|
Trotz der Vielfalt der Kommunikationswege blieb eine Herausforderung bestehen: Die Mehrheit der Citizen Scientists stammte aus akademisch geprägten und zivilgesellschaftlich engagierten Milieus. Ob dies auf generelles Interesse dieser Gruppen an Citizen Science, auf die spezifische Thematik oder auf eine unzureichende Reichweite der Kommunikationsstrategie zurückzuführen ist, bleibt eine offene Frage.
Beteiligung der Citizen Scientists
Um eine möglichst einfache Beteiligung zu gewährleisten, wurde die Einreichung von Hassbildern über eine eigens entwickelte Projektwebsite organisiert. Dabei konnten Nutzer:innen per Drag-and-Drop Bilder hochladen und im Anschluss Fragen zum Bild und ihrer eigenen Person beantworten.
Zur Unterstützung der Citizen Scientists wurden folgende Massnahmen umgesetzt:
- Eine verständlich formulierte Definition von Hassbildern auf der Website.
- Ein verpixeltes Beispielbild zur Orientierung.
- Pretests mit fünf Personen unterschiedlicher Alters- und Bildungshintergründe zur Optimierung der Nutzerfreundlichkeit.
Zur Rolle der Citizen Scientists
Das Projekt fand seinen Abschluss im Winter 2024. Die erzielten Erkenntnisse wurden sowohl in einer deutschsprachigen als auch in einer internationalen Publikation der Fachcommunity zugänglich gemacht. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse der Förderinstitution, dem Bundesamt für Kommunikation, präsentiert. Die Citizen Scientists waren dabei massgeblich an der Datensammlung und der Interpretation der Hassbilder beteiligt. Sie unterstützten aktiv bei der Identifizierung von Hassbildern: Sie wurden nicht nur gebeten, ein Hassbild einzureichen, sondern auch zu begründen, weshalb es sich um ein Hassbild handeln könnte. Dies führte zu einem breiteren Analyseansatz als in vielen bisherigen Studien: Während sich Forschung häufig auf einzelne Plattformen oder thematische Schwerpunkte beschränkt, ermöglichte der Citizen-Science-Ansatz eine weitreichendere Untersuchung. So konnten beispielsweise kommerzielle Kleinanzeigenplattformen als Verbreitungsorte von Hassbildern identifiziert werden – ein Aspekt, der in traditionellen Studien häufig unberücksichtigt bleibt.
Fazit
Insgesamt betrachtet erwies sich der Mix aus verschiedenen digitalen und analogen Kommunikationsinstrumenten von Social Media, über Medienmitteilungen bis hin zu Flyern als besonders zielführend. Auch die professionell gestalteten Kampagnenillustrationen stiessen auf positive Resonanz. Für Citizen-Science-Projekte empfiehlt es sich ein entsprechendes Budget mit zu veranschlagen.
Veröffentlicht am 16. April 2025.
Diese Illustrationen von Aline Hafen begleiteten die Kommunikationskampagne:




Visuelle Inhalte sind mächtige Werkzeuge der Kommunikation – sie können nicht nur informieren und unterhalten, sondern auch Hass schüren, gesellschaftliche Gruppen ausgrenzen oder Einzelpersonen diffamieren. Genau hier setzt das Forschungsprojekt «Ein Bild verletzt mehr als 1000 Worte? Merkmale und Governance von Hassbildern im Netz» an, das von der FH Graubünden, der Université de Fribourg und dem MILEVA INSTITUT für Digitales und Gesellschaft durchgeführt wurde.